Die Vogelgrippe wird natürlich auch zum Anlass genommen, die Zuschauerzahlen im öffentlich - rechtlichen Fernsehen zu steigern. Wie ich ebenfalls meine: Unverantwortlich!
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Herbert Fuchs
Gesendet: Sonntag, 5. März 2006 17:02
An: Zuschauerredaktion
Betreff: Protest gegen Ausstrahlung einer Sendung
Sehr geehrte Damen und Herren,
die ARD will in der Folge "Ausnahmezustand" der Serie "In
aller Freundschaft" am Dienstag, den 07. März 2006 um 21.05 Uhr unter
anderem die Aufregungen um einen an der Vogelgrippe erkrankten Jungen zeigen.
Ich halte dies in der momentanen H5N1-Hysterie für völlig instinktlos - zumal
sich Menschen bei Papageien (wenn überhaupt) bestenfalls mit Ornithose
anstecken können. Wenn Sie hier einen H5N1-Fall konstruieren, dann ist das
reine Effekthascherei zur Erzielung von Quoten. Schon heute gibt es Leute, die
aus Angst vor der Vogelgrippe Schwalbennester von ihren Häusern beseitigen und
Hecken im Garten umschlagen, damit es keine Nistmöglichkeiten gibt. Und Tierärzte
berichten davon, dass Leute ihre Haustiere vorsorglich einschläfern lassen
wollen. Die Leute fragen wenigstens noch und setzen ihre Tier nicht einfach
aus....
Aus diesem Grund protestiere ich entschieden gegen die Ausstrahlung der
Sendung und appelliere an Ihr "Fingerspitzengefühl".
Mit freundlichem Gruß
Herbert Fuchs
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ARD Putz Petra [mailto:Petra.Putz@DasErste.de]
Gesendet: Montag, 6. März 2006 13:29
An: Herbert Fuchs
Betreff: AW: Protest gegen Ausstrahlung einer Sendung
Sehr geehrter Herr Fuchs,
vielen Dank für Ihre Email und Ihr Interesse am Ersten Deutschen Fernsehen.
Wir bedauern Ihre Bedenken bezüglich der Ausstrahlung einer Folge der Serie
"In aller Freundschaft", in der ein Papagei ein Kind mit dem
Vogelgrippe-Virus infiziert.
Nach Auskunft des verantwortlichen Mitteldeutschen Rundfunks war die Folge schon
länger geplant und bezieht sich nicht auf die aktuellen Fälle in Deutschland.
Die Redaktion hat entschieden, die Folge trotz der jüngsten Entwicklungen um
die Vogelgrippe zu senden, weil es sich zum einen um eine erkennbar rein
fiktionale Geschichte handelt, die zudem gut ausgeht: Das Kind überlebt. Außerdem
hat die Redaktion das Szenario mit einem Experten durchgespielt und vermittelt
mit der entwickelten Handlung die Empfehlung an die Zuschauer: Wenn man wachsam
ist, kann man sich vor dieser Gefahr schützen.
Sie können also davon ausgehen, dass diese Folge nicht dazu beitragen wird, die
hinsichtlich der Vogelgrippe in Deutschland herrschende öffentliche Meinung
negativ zu beeinflussen. Wir können Ihnen auch versichern, dass den Zuschauern
von "In aller Freundschaft" seit acht Jahren bewusst ist, dass es sich
hier um eine Unterhaltungsserie und nicht um eine Informationssendung handelt.
Obwohl in praktisch jeder Folge ärztliche Handlungen dargestellt werden, die im
wirklichen Leben vermutlich zum Tode des Patienten oder zur Kündigung des
Personals führen würden, kommt es praktisch nie vor, dass sich Zuschauer
über den mangelnden Wahrheitsgehalt der Serie beschweren.
Sollten Sie dennoch weitergehende Bedenken gegen die Ausstrahlung dieser Folge
äußern wollen, möchten wir Sie bitten, sich in diesem Falle an den
verantwortlichen Mitteldeutschen Rundfunk zu wenden. Bitte schreiben Sie an:
zuschauerredaktion@mdr.de.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Putz
ARD-Zuschauerredaktion
Erstes Deutsches Fernsehen
Tel: 089/5900-3344
Fax: 089/5900-4070
E-Mail: petra.putz@Das Erste.de
an: zuschauerredaktion@mdr.de.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ungeachtet der Bemühungen der ARD-Reaktion um "gut Wetter" halte ich
die Aussendung der von mir kritisierten Sendung für instinktlos.
a. Völlig unabhängig von dem Planungstermin ist die Möglichkeit der
Ansteckung mit H5N1 durch einen Papagei einfach schlecht recherchiert - ich möchte
unbedingt behaupten, dass die Redakteure (sollte die Einlassung wirklich
zutreffen) zu diesem Zeitpunkt H5N1 noch nicht einmal "buchstabieren"
konnten...
b. Nach dem Tsunami wurde das aktuelles Lied mit dem Refrain "Das ist die
perfekte Welle" von den Sendern verbannt, obwohl dieses eindeutig erkennbar
keinerlei Zusammenhang mit dem Tsunami hatte....
Ich bleibe dabei: Machen Sie Ornithose draus, dann halte ich es für fahrlässig,
bleibt es bei H5N1 ist es für mich Vorsatz!
Mit freundlichem Gruß
Herbert Fuchs
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Zuschauerredaktion [mailto:Zuschauerredaktion@mdr.de]
Gesendet: Dienstag, 7. März 2006 16:10
An: Herbert Fuchs
Betreff: AW: Protest gegen Ausstrahlung einer Sendung
Sehr geehrter Herr Fuchs,
vielen Dank für Ihre Email und Ihr Interesse am MDR-Fernsehen.
Vor und nach der Sendung wird eine Tafel eingeblendet mit folgendem Text:
Die folgende Geschichte ist eine fiktive - also frei erfunden. Bis zum heutigen
Tag ist kein einziger Fall einer Übertragung des H5N1 Virus vom Tier auf den
Menschen in Deutschland bekannt.
Außerdem wird während der Sendung drei Mal eine Laufschrift übers Bild laufen
mit folgendem Inhalt:
Fragen zur Vogelgrippe? Antworten von einem Virologen im Chat unter www.daserste.de.
Mit freundlichen Grüßen
Eva Richter
Mitteldeutscher Rundfunk / Fernsehen
Zuschauerservice
Der MDR im Internet: www.mdr.de
Von: Herbert Fuchs
Gesendet: Dienstag, 7. März 2006 17:24
An: Zuschauerredaktion des MDR
Betreff: AW: Protest gegen Ausstrahlung einer Sendung
Sehr geehrte Frau Richter,
besten Dank für Ihre Rückmeldung. Ihre Entscheidung ist besser als gar nichts,
doch jeder noch so deutliche Text-Hinweis kann die "Macht der Bilder"
nicht ausgleichen. Leider ist ein großer Teil der Fernsehzuschauer
Bilder-fixiert und nur die "heimlichen Botschaften" bleiben hängen.
Hinsichtlich des angekündigten Chats kann ich nur hoffen, dass der eingesetzte
Virologe auch über wenigstens befriedigende Kenntnisse in Ornithologie verfügt.
Da wird nämlich auch entsetzlich viel Stuss erzählt.
Freundliche Grüße
Herbert Fuchs
Von: Lothar Daubner [mailto:dau.goe@web.de]
Gesendet: Montag, 6. März 2006 22:26
An: 'zuschauerredaktion@mdr.de'
Betreff: In aller Freundschaft am Dienstag den 7.3.2006
Sehr geehrte Damen und Herren,
es kursieren Informationen, dass in der Folge „In aller Freundschaft“ am
Dienstag den 7.3.2006 ein Kind, das einen Papagei geschenkt bekommt, an
Vogelgrippe erkrankt.
Sollte diese Information den Tatsachen entsprechen, wäre dies
unverantwortlich von den Machern dieser Sendung. Dieser Sachverhalt entbehrt
jeder Grundlage. Sie würden die ohnehin bereits hysterische Stimmung in der
Bevölkerung völlig unberechtigt anheizen. Schon jetzt werden Haustiere aus
eben dieser Angst an Tierheime gegeben und das Verhältnis zwischen
(Wild-)Tier und Mensch erheblich gestört. So eine Geschichte wäre, wenn
überhaupt, äußerst schwach recherchiert und eine allgemeine Unkenntnis über
epidemiologische Grundlagen der Grippe und insbesondere der Vogelgrippe
würde von Ihnen in unverantwortlicher Weise verbreitet. Ist meine Vermutung
richtig, protestiere ich energisch gegen eine Ausstrahlung solchen Unsinns
und hoffe dass der Drang nach Aufklärung (den ich eigentlich von Ihrem
Sender gewohnt bin) siegt. Ich empfehle Ihnen stattdessen dringend ein
Expertengespräch zu organisieren. In diesem Kreis sollte sich unbedingt ein
Epidemiologe, ein Hausarzt, ein Tierarzt und ein Ornithologe der sich mit
dem Vogelzug befasst (z.B. Dr. Fiedler, Vogelwarte Radolfzell, Prof.
Bairlein oder Prof. Berthold) befinden. Belassen Sie bitte die Politiker,
die sich ohnehin nur nach Mehrheiten umschauen in ihren Häusern. Sie tragen
nicht zur Sachkenntnis bei. Das hat man deutlichst während des Geschehens
auf Rügen zu spüren bekommen.
Vielleicht verrate ich Ihnen auch kein Geheimnis mehr wenn ich Ihnen sage,
dass es mittlerweile Initiativen gibt, die in unseren Dörfern die Horste der
Weißstörche herunter stoßen und eine Wiederansiedlung verhindern wollen.
Ebenso soll es den Schwalben an den Kragen gehen. Wenn dies befördern
wollen, heizen Sie bitte die Hysterie weiter an und vermeiden sachliche
Information.
Es ist dringend nötig objektive Aufklärung zu betreiben. Was bis jetzt auf
allen Kanälen ablief ist multimediale Hysterie!
Sollten meine im ersten Satz geäußerte Vermutung gegenstandslos sein, können
Sie die danach geäußerten Sätze bis auf den Rat, eine Expertenrunde der
genannten Zusammensetzung in Ihr Abendprogramm aufzunehmen, wieder
vergessen.
Mit freundlichen Grüßen
Lothar Daubner